Professionelle Einzelübersetzer geben ihre Übersetzungsarbeit auch in der Prüfphase nicht ganz aus der Hand, sie tauschen sich mit ihrem Korrektor aus und betreuen den Übersetzungsauftrag bis zur Endfassung in Druckqualität. Von der ersten Anfrage bis zur Auftragsübergabe sind und bleiben sie in Kontakt mit ihrem Kunden. Der Kunde wendet sich also mit seinen Wünschen ohne Kommunikationsumwege direkt an die Person, die mit seinem Text arbeitet. Zudem erhält er vom Übersetzer unter Umständen nützliche Hinweise über diesen Text: Denn wenn der Ausgangstext missverständliche oder widersprüchliche Stellen aufweist, wird dies dem Übersetzer bei seinem Bemühen, die Formulierungen in einer anderen Sprache zu spiegeln, überdeutlich. Vor die Alternative gestellt, in sprachakrobatischen Übungen beispielsweise unbeabsichtigte Mehrdeutigkeiten in der Zielsprache nachzubauen oder beim Auftraggeber nachzufragen, wird er sich für letzteres entscheiden.
Ein Text, den der Kunde für anderssprachige Adressaten übersetzen lässt, soll eine bestimmte Funktion erfüllen. Er soll informieren, überzeugen oder erfreuen. Er soll jedenfalls in der Regel eine inhaltlich klare und verständliche Botschaft überbringen. Und wenn sich Texttreue und Textfunktion während des Übersetzens ins Gehege kommen, löst der gewissenhafte Übersetzer das Problem nicht nach eigenem Gutdünken, sondern fragt nach. Ob der Kunde den zwangsläufig geschärften Blick des Übersetzers auf den zu übersetzenden Text dann nutzen will oder nicht, entscheidet er als Auftraggeber naturgemäß selbst.
Auffallend billig angebotene Schnellübersetzungen beschränken sich übrigens in der Regel auf eine erste Fassung und Korrekturen von Rechtschreibung und Zeichensetzung. Für diese vereinfachte Vorgehensweise bürgert sich zunehmend der Begriff des “Informationsübersetzens" bzw. der "Basisqualität" ein.
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